ABSAGE der Fightgala am 11.04.2020 im SO36

Liebe Freund:innen,

für die wenigsten wird diese Nachricht überraschend kommen: Die
Veranstaltung „thirtysixfights – United for Mexmur“ am 11.04.2020 im
SO36 ist schweren Herzens abgesagt. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit
und es wird einen anderen Termin geben, aber im Moment ist Nichts
planbar. Wir werden über den Nachholtermin und einen neuen
Anmeldezeitraum so früh wie möglich informieren. Falls ihr am
Nachholtermin nicht könnt, fragt eure Freund:innen, vielleicht wollen
die eure Karten. Sicherlich wird sich nicht nur das SO36 in der Krise
über zurückhaltende Zurückgaben freuen. Gerade in schweren Zeiten ist
Solidarität notwendiger denn je. (-> An dieser Stelle verweisen wir auf
den Soli-Aufruf des SO36: https://so36.com/)

Da wir eine explizit politische Veranstaltung geplant und uns
Solidarität nicht nur auf das Plakat geschrieben haben, kommen wir nicht
umhin, die Situation, die zur Absage der Veranstaltung führt, zu
kommentieren.

Die Ereignisse überschlagen sich derzeit, der Staat versucht mit allen
Mitteln Handlungskompetenz zu demonstrieren und Nachrichten des Tages
werden von aktuellen Meldungen am Mittag schon wieder überholt.
Wir sind mit immer stärkeren Einschränkung unseres Alttages durch einen
immer weiter autoritär agierenden Staat konfrontiert. Die Maßnahmen zur
Eindämmung mögen auf den ersten Blick nachvollziehbar und sinnvoll sein.
So werden werden die Einschnitte in unser Alltagsleben, mit der
Notwendigkeit zur Bekämpfung der aktuellen Pandemie in Form der
Entlastung des Gesundheitssystems begründet: Ein System, dass sehr viel
weniger entlastet werden müsste und weit leistungsfähiger wäre, wenn
vorher der Staat im neoliberalen Wahn nicht immer stärker gekürzt und
privatisiert hätte. Die Konsequenz aus der Individualisierung der
allgemeinen gesundheitlichen Risiken ist die Beschneidung unserer
individuellen Freiheiten und Rechte.

Während es auf der einen Seite kein Problem ist, der Privatwirtschaft
billige Kredite in scheinbar beliebiger Höhe zuzusichern, um deren
Ausfälle zu kompensieren, werden auf der anderen Seite Menschen auf der
Flucht illegalisiert, unter menschenverachtenden Zuständen in Lager
gepfercht und deren Tod ob zu Wasser oder zu Lande mit dem Argument, die
EU könne sich eine Aufnahme nicht leisten, geradezu forciert. Ganz im
Gegenteil! Gerade um diese Situation zu erreichen, wurden
Milliarden-Summen ausgegeben, z.B. für den dreckigen Deal mit der Türkei
zur Bekämpfung der Migrationsbewegungen, nicht eingerechnet die
Unterstützung Libyens oder die Finanzierung von Frontex zur Abschottung
der EU-Außengrenzen.

In der angeblichen Krise zeigt sich deutlich, dass politisches Handeln
im allgemeinen nicht durch Sachzwänge, sondern nur durch fehlenden
Willen beschränkt wird.
Insofern kann diese, sich vielleicht auch beim letzten Klopapierhorter
schleichend einstellende Gewissheit, dass wir auf diesem Planeten alle
in einem Boot sitzen, auch eine Chance sein. Solidarität und
gegenseitige Hilfe in der Nachbarschaft und unserem Umfeld bekommen
wieder stärkeres Gewicht. Menschen engagieren sich für ihre Nächsten und
bauen miteinander Netzwerke auf. Der Begriff Solidarität rückt im
gesellschaftlichen Diskurs nach langer Abwesenheit wieder nach vorne.
Daran gilt es jetzt anzuknüpfen und solidarisches Handeln im Sinne von
Basisdemokratie, Geschlechterbefreiung und Ökologie, im Sinne der Ideen
aus Camp Mexmur, zu betonen.

P.S.: #runtervondermatte #wirhabenplatz # LeaveNoOneBehind #migrantifa